Bürgerkrieg im Sudan Sorge um Hunderttausende in Al-Faschir
Stand: 27.10.2025 23:21 Uhr
Nach der Einnahme der sudanesischen Stadt Al-Faschir durch die RSF-Miliz wächst die Sorge um Hunderttausende eingeschlossene Zivilisten. Ärzte und Menschenrechtler berichten von Gräueltaten.
In der seit mehr als einem Jahr belagerten Stadt Al-Faschir im Sudan soll es nach einem Vorstoß der paramilitärischen Gruppe RSF (Rapid Support Forces) zu Gräueltaten und Massenfestnahmen gekommen sein. Die Armee im Sudan bestätigte, sich aus der Stadt zurückgezogen zu haben. Die Miliz hatte bereits am Sonntag zuerst die Einnahme des Armeepostens und dann der gesamten Stadt verkündet.
Das sudanesische Ärztenetzwerk teilte mit, RSF-Kämpfer hätten nach ihrem Einmarsch in Al-Faschir am Sonntag Dutzende Zivilisten getötet und Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen geplündert.
Das Darfur-Netzwerk für Menschenrechte berichtete von mehr als 1.000 teilweise willkürlichen Festnahmen. Die RSF-Miliz könnte damit Kriegsverbrechen begangen haben, hieß es von der Gruppe. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben der beiden Organisationen nicht.
Hunderttausende in bitterer Not
Laut den Vereinten Nationen wurden mehr als 26.000 Menschen zur Flucht aus ihren Häusern gezwungen. 260.000 Menschen leben in Al-Faschir in bitterer Not. Die Hälfte von ihnen seien Kinder, teilte das UN-Kinderhilfswerk UNICEF mit. UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einer „schrecklichen Eskalation des Konflikts“ in dem Bürgerkriegsland. „Das Ausmaß des Leidens, das wir im Sudan erleben, ist unerträglich“, sagte er.
Durch zunehmend intensivere Bombenangriffe und Bodenkämpfe seien Hunderttausende Zivilisten in der Stadt gefangen, erklärte der Leiter des UN-Büros für humanitäre Hilfe, Tom Fletcher. Sie hätten keine Nahrungsmittel, Gesundheitsversorgung oder Sicherheit.
Auch die Bundesregierung äußerte sich nach Berichten über ein weiteres Vordringen der RSF-Miliz besorgt. Die Versorgung der Menschen werde noch schwieriger werden, „weil in dieser Lage auch keine Versorgung aus der Luft mehr möglich ist“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die Lkw des Welternährungsprogramms stünden bereit, um die Menschen zu versorgen, „aber sie brauchen Zugang“.
Letzte Bastion der Regierung
Die Miliz, die seit April 2023 gegen das Militär des Landes kämpft, hatte Al-Faschir, die Hauptstadt der Region Nord-Darfur, seit langem belagert und immer wieder beschossen. Al-Faschir war bislang die letzte größere Stadt in der Region Darfur, die sich nicht unter der Kontrolle der RSF-Miliz befand.
Die RSF war aus der arabischen Dschandschawid-Miliz entstanden, die schon während des Konflikts in Darfur in den 2000er-Jahren Gräueltaten gegen die Bevölkerung verübte.
Der Krieg hat in dem nordostafrikanischen Land eine der weltweit schlimmsten Hunger- und Vertreibungskrisen ausgelöst. Zehntausende Menschen wurden seither getötet, etwa zwölf Millionen Zivilistinnen und Zivilisten sind laut den Vereinten Nationen auf der Flucht, zwei Drittel der Bevölkerung brauchen Nothilfe zum Überleben.









