Gesundheit Welche Kaffee-Mythen stimmen?
Stand: 18.09.2025 05:04 Uhr
Macht die Nachfrage den Kaffee gerade so teuer? Ist der Anbau wirklich schlecht für die Umwelt? Und ist Kaffeekonsum nun gesund oder ungesund? Die Mythen rund ums Getränk im Check.
Fast ein Viertel teurer war der Kaffee im vergangenen August im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt am Klimawandel, so die gängige Meinung. Außerdem ist der Kaffeeanbau umwelt- und klimaschädlich – und Kaffeetrinken ungesund. Aber stimmt das alles so auch?
Tatsächlich kamen in diesem Jahr mehrere Faktoren zusammen, die den Kaffeepreis haben ansteigen lassen. So nimmt die Nachfrage nach Kaffee weltweit stetig zu. Auch mit der Logistik gab es in den vergangenen Monaten durch hohe Transportkosten und Hafenstaus teils Probleme.
Einer der größten Preistreiber: Klimawandel
Einer der größten Treiber für die Preise war in diesem Jahr aber in der Tat der Klimawandel, sagt der Agrarwissenschaftler und Agrarökonom Christoph Gornott vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Denn in den Hauptanbaugebieten des Kaffees zeigten sich die Folgen der Erderwärmung: In Brasilien gab es eine starke Trockenheit, in Vietnam eine Verschiebung der Regenzeiten und in Ostafrika eine lange Dürre. „Und wenn dort die Ernte gleichzeitig ausfällt, dann hat das starke Auswirkungen auf den Preis“, so Gornott.
Da Kaffee besonders sensibel auf Veränderungen bei der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit reagiert, wird es in Zukunft deshalb wohl auch immer häufiger schlechte Ernten geben. Abhilfe könnten hier robustere Arten schaffen, die besser mit den Folgen des Klimawandels umgehen können, so Gornott.
Denn auch, wenn es viele Kaffeesorten gibt: Von den 124 bisher bekannten Kaffeearten, die wild vorkommen, werden bislang nur zwei in größerem Stil kommerziell genutzt. Bekannt sind sie unter den Namen: Arabica und Robusta. „Vielversprechend ist die Art Liberica, da die besser mit höheren Temperaturen umgehen kann und robuster gegen Krankheiten und Schädlinge ist“, sagt Gornott.
Umweltfreundlicherer Anbau möglich
Ein weitere gängige Meinung ist, dass der Kaffeeanbau schlecht für die Umwelt sei. So werden beim Anbau tatsächlich auch pro Tasse Kaffee ungefähr 140 Liter Wasser verbraucht, Dünger und Pestizide werden häufig in großem Maßstab eingesetzt, Regenwald wird teils gerodet, und jede Tasse Filterkaffee verursacht schon ohne Zusatz von Milch zwischen 50 und 100 Gramm CO2-Äquivalente.
Dennoch kann auch Kaffeeanbau nachhaltiger sein, sagt Christoph Gornott. In Ostafrika gebe es beispielsweise häufig kleinbäuerliche Strukturen, die innerhalb von bestehenden Wäldern Kaffeebäume anpflanzten und den Kaffee dann verkauften. Das sei wesentlich besser für die Umwelt. „Man kann aber auch im großen Stil sehr nachhaltig Kaffee anbauen, zum Beispiel in Brasilien“, erklärt Christoph Gornott.
In diesem Zusammenhang konnte eine Studie zeigen, dass weniger Dünger und Pestizide sowie nachhaltigere Transportwege den CO2-Ausstoß bei der Produktion von Kaffee um 77 Prozent reduzieren können.
Nicht so ungesund, wie lange vermutet
Ein weiterer Mythos, der sich lange Zeit verbreitete, besagt, dass Kaffee ungesund sei. „Der Mythos entstand wahrscheinlich, als bestimmte Interessengruppen alternative Produkte vermarkten wollten“, sagt Jonathan Morris, Historiker an der University of Hertfordshire in England. Danach gab es viele Gerüchte: Kaffee verursache Krebs, treibe den Blutdruck in die Höhe, wirke dehydrierend, wirke sich negativ auf den Insulin- und Cholesterinspiegel aus.
Die aktuelle Studienlage zeigt: Bei moderatem Kaffeekonsum, also maximal sechs Tassen Filterkaffee am Tag, trifft all das nicht zu. Im Gegenteil: Es gibt sogar neue Untersuchungen, wonach Kaffeekonsum mit einem längeren Leben einhergeht – solange auf Milch und Zucker verzichtet wird. Bei diesen Studien handelt es sich allerdings um sogenannte Korrelationsstudien. Ob der Kaffee wirklich die Ursache für die verlängerte Lebenszeit ist, ist also nicht klar.
Und wie steht es um die wach machende Wirkung? Dieser Effekt zeigt sich nur, wenn man vorher ein Schlafdefizit hatte, erklärt der Arzt und Neurowissenschaftler David Elmenhorst vom Forschungszentrum Jülich: „Wenn man sich die Wirkung von Koffein bei Personen anschaut, die die Möglichkeit hatten, über einen längeren Zeitraum regelmäßig ausreichend zu schlafen, dann hat das Koffein in nur wenigen Studien überhaupt eine Wirkung gezeigt.“
Insbesondere empfindliche Menschen sollten jedoch nicht zu spät Kaffee trinken, da dies unter Umständen auch die Schlafqualität beeinflussen könnte.