Ein Wochenende, drei Kreuzbandrisse Ist Italiens Olympiaschanze zu gefährlich?
Stand: 23.09.2025 18:46 Uhr
Die Generalprobe der Olympiaschanze in Predazzo wird mit drei Kreuzbandrissen zum Fiasko. Beteiligte fordern Nachbesserungen – auch bei den Anzügen.
Nach einem Schock-Wochenende blieb Deutschlands bester Skispringerin nur eine große Portion Galgenhumor. „Die Wettbewerbe überlebt, die Anlagen getestet und ganz ehrlich – alleine für die Aussicht würde ich wiederkommen“, schrieb Katharina Schmid nach der Olympia-Generalprobe auf den modernisierten Schanzen im italienischen Predazzo, wo im kommenden Februar Gold, Silber und Bronze bei den Winterspielen vergeben werden.
Nicht so schnell wiederkommen werden die Österreicherin Eva Pinkelnig, Kanadas Ex-Weltmeisterin Alexandria Loutitt und Japans Kombiniererin Haruka Kasai. Das Trio trug auf den grünen Matten im Fleimstal Kreuzbandrisse davon, was für Pinkelnig (37 Jahre) und Loutitt (21) das Olympia-Aus bedeutet. Das österreichische Team verzichtete in der Folge „aus Sicherheitsgründen“ geschlossen auf das Großschanzen-Springen.
Tagungen in Zürich als Krisenberatung
Sind drei schwere Knieverletzungen an einem Wochenende Zufall? Die Verantwortlichen haben darauf eine deutliche Antwort und fordern den Weltverband Fis deshalb zum Handeln auf. Die in dieser Woche anstehenden Herbst-Tagungen in Zürich dürften deshalb auch zu einer Art Krisengipfel in Hinblick auf Gesundheit und Sicherheit der Skispringerinnen werden.
Im Zentrum der Kritik: die kleinere der beiden Olympia-Schanzen, auf der zwei der drei Kreuzbandrisse passierten. „Das Profil dieser Normalschanze ist nicht gelungen. Viele Athletinnen, Athleten und Trainer sind sehr enttäuscht, da man sich von einer neuen und modernen Schanze etwas anderes erwartet“, sagte Sportdirektor Horst Hüttel vom Deutschen Skiverband der Deutschen Presse-Agentur.
DSV-Sportdirektor Horst Hüttel
Was Hüttel „nicht gelungen“ nennt, wird in Funktionärskreisen wahlweise auch als „Fehlplanung“ oder „Fehlkonstruktion“ bezeichnet. „Jetzt versucht man noch nachzusteuern, indem man die Neigung des Schanzentisches etwas verringert. Viel Spielraum wird es aber hier nicht geben“, sagte Hüttel. Für ihn bestehe bei der Fis „definitiv ein gewisser Handlungsdruck“.
Bundestrainer Kuttin: „Bitterer Beigeschmack“
Doch das Schanzenprofil war nicht das einzige Thema. Es ging auch um das Material. Engere Anzüge als in der Vorsaison sorgten für höhere Geschwindigkeiten und mehr Druck bei der Landung. Heinz Kuttin als deutscher Bundestrainer sprach von „einem bitteren Beigeschmack“. Man habe „gesehen, dass wir mit dem neuen Set-up nicht auf dem richtigen Weg sind“. Auch hier dürfte die Fis in Zürich nachschärfen.
Die Debatte um die Dal-Ben-Skisprungschanzen in Predazzo reiht sich ein in eine Serie von Diskussionen um die Olympia-Wettkampfstätten in Italien. Vor allem der Bau einer rund 80 Millionen Euro teuren Bob- und Rodelbahn in Cortina d’Ampezzo ist umstritten.