Nach Gold im WM-Zehnkampf Neugebauer genießt den Moment – und ist der Mann der Zukunft
Stand: 22.09.2025 14:02 Uhr
Mit Olympia-Silber, deutschem Rekord und nun Gold bei der Leichtathletik-WM in Tokio hat Zehnkämpfer Leo Neugebauer mit erst 25 Jahren fast alles erreicht. Doch seine Ära hat wohl gerade erst begonnen.
Auch am Tag nach seinem großen Triumph hatte Leo Neugebauer noch nicht realisiert, was ihm da zum Abschluss der 20. Leichtathletik-WM im Nationalstadion von Tokio vor 70.000 tobenden Zuschauern gelungen war: „Weltmeister, das hört sich verrückt an. Bis zur vorletzten Disziplin hatte ich keine Ahnung, dass das überhaupt möglich ist. Dass ich es geschafft habe, kann ich immer noch nicht begreifen„, sagte der frisch gekrönte König der Athleten der Sportschau am Montag (22.09.2025).
So einen Erfolg will man irgendwann einmal in seinem Leben erreichen. Dass ich das jetzt schon geschafft habe, ist unvorstellbar. Ich kann das immer noch nicht realisieren. Da brauche ich ein paar Tage.
Schon am Abend waren die Schmerzen nach dem aufopferungsvollen Kampf auf den letzten Schritten des 1.500-Meter-Laufs vergessen, als er einen hauchdünnen Vorsprung von 20 Punkten auf Ayden Owens-Delerme (Puerto Rico) ins Ziel gerettet und danach minutenlang auf der Bahn gelegen hatte. Zwischenzeitlich wurde er sogar in einen Rollstuhl gesetzt, aus dem er sich dann aber gleich wieder mit letzter Kraftanstrengung heraushievte.
Die Nacht zum Tag gemacht
„Die Beine haben noch nie so wehgetan. Aber dann hatte ich eine Pizza und es ging wieder“, berichtete der 25-Jährige strahlend. Gemeinsam mit Freunden machte er die Nacht zum Tag, konnte schon wieder tanzen und Stimmung machen: „Das hat Spaß gemacht und war nach diesem verrückten Erlebnis echt nötig – eine geile Weltmeisterschaft.“
Nach Olympia-Silber im vergangenen Jahr ist der Stuttgarter nun ganz oben angekommen. „So einen Erfolg will man irgendwann einmal in seinem Leben erreichen. Dass ich das jetzt schon geschafft habe, ist unvorstellbar“, meinte er.
Bundespräsident Steinmeier gratuliert
Sein Handy sei quasi explodiert, auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte via Instagram: „Was für eine grandiose Leistung, was für ein Finish! Zahllose Fans aus Deutschland haben mitgefiebert und gratulieren dem neuen Weltmeister von Herzen.“
Bei der Siegerehrung am Abend vergoss der Modellathlet, der auch nach seiner College-Zeit weiter in Austin/Texas trainiert, Tränen der Rührung und des Glücks: „Da ganz oben auf dem Podest zu stehen und die deutsche Nationalhymne zu hören, das war sehr besonders“, schilderte er.
Hoffnungsträger mit Blick auf Los Angeles
Deutscher Rekord (8961 Punkte), Olympia-Zweiter in Paris und jetzt WM-Gold – was kann da noch kommen? „Ich habe keine Ahnung“, sagte Neugebauer und lachte. „Ich gehe ganz locker in die nächsten Saisons, weil ich jetzt schon so viel erreicht habe, und freue mich auch schon mega.“
Aber natürlich ist er spätestens jetzt einer der ganz großen Hoffnungsträger mit Blick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles in seiner Wahlheimat USA. Mit dann 28 Jahren wird er im besten Zehnkampf-Alter sein.
Die Zukunft kann warten – für den Moment
Für Neugebauer aktuell Zukunftsmusik. Nach dem Gold-Triumph von Tokio stehen erst einmal Freizeit und Erholung auf dem Programm, zumal das vom Hochsprung angeschlagene Knie schmerzt. „Ich bin jetzt noch ein bisschen in Japan und reise mit meine Freunden rum, werde viel essen und einfach noch japanische Vibes genießen“, verriet der Sushi-Fan der Sportschau. Die Zukunft kann warten. Zumindest eine kleine Weile.