Gipfeltreffen in Südafrika G20 wirbt für Zusammenarbeit – trotz US-Boykott
Stand: 22.11.2025 12:22 Uhr
Südafrikas Präsident Ramaphosa hat bei der Eröffnung des G20-Gipfels in Johannesburg für Zusammenarbeit bei der Lösung globaler Probleme geworben. Überschattet wird das Treffen von einem Plan der USA für Frieden in der Ukraine.
Zum Auftakt des G20-Gipfeltreffens in Johannesburg hat Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa „angesichts der Bedrohungen für die Menschheit“ die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit hervorgehoben. „Die G20 unterstreicht den Wert und die Relevanz des Multilateralismus“, sagte Ramaphosa in seiner Eröffnungsrede im Expo Center von Johannesburg, der größten Stadt in Südafrika.
Als Gastgeber wolle er sich für die Wahrung der Integrität und des Ansehens des G20-Formats einsetzen. „Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, können nur durch Zusammenarbeit, Kooperation und Partnerschaften bewältigt werden“, sagte Ramaphosa.
Gemeinsame Erklärung trotz US-Boykott verabschiedet
Nach Angaben der südafrikanischen Präsidentschaft wurde bereits kurz nach dem Auftakt eine gemeinsame Gipfelerklärung beschlossen. Der Gipfel der wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt habe die Erklärung trotz des Boykotts der USA verabschiedet, sagte ein Sprecher Ramaphosas. „Wir haben das ganze Jahr auf diese Verabschiedung hingearbeitet“, sagte er.
Elemente der Erklärung sind etwa, dass die Stromerzeugungskapazität durch Erneuerbare Energien verdreifacht werden soll. Mit Sorge wird vermerkt, dass sich der Schuldendienst ärmerer Länder in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hat. Bei Rohstoffen soll die Wertschöpfung in den Herkunftsländern ausgebaut werden – dies betrifft etwa die Erstverarbeitung.
Die Staaten, darunter Deutschland, erklärten sich außerdem bereit, mit den USA über deren für 2026 geplante G20-Präsidentschaft zu sprechen. Überschattet wird der Gipfel auch durch die US-Vorschläge zur Beendigung des Kriegs gegen die Ukraine, die nach Ansicht europäischer Staaten auf eine Kapitulation der Regierung in Kiew hinauslaufen und deshalb nicht akzeptabel seien.
Krisentreffen zu US-Ukraine-Plan am Nachmittag
Zu geplanten Krisengesprächen über den US-Vorstoß während des Gipfels werden nach EU-Angaben auch Spitzenpolitiker von anderen Kontinenten erwartet. EU-Ratspräsident António Costa habe zu den Beratungen neben den anwesenden europäischen Staats- und Regierungschefs auch die Vertreter Kanadas, Australiens und Japans eingeladen, sagte eine EU-Beamtin. Die Gespräche sollten am Nachmittag beginnen.
Der umstrittene Plan von Präsident Donald Trump hatte die Europäer kurz vor dem Gipfel überrascht. Sie halten ihn für nicht akzeptabel – unter anderem weil er vorsieht, dass die Ukraine Gebiete an Russland abtritt.
Das G20-Treffen wird von Trump boykottiert, der angebliche Menschenrechtsverletzungen gegen Weiße in Südafrika als Grund für seine Abwesenheit nannte. China wird bei dem zweitägigen Gipfel durch Ministerpräsident Li Qiang vertreten, der russische Präsident Wladimir Putin bleibt dem Treffen ebenfalls fern. Auch weitere Staatschefs haben aus unterschiedlichen Gründen abgesagt.
Merz betont Relevanz multilateraler Abstimmung
Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte nach seiner Ankunft in Johannesburg, die G20 stünden gemeinsam „für starke Partnerschaften, Krisendiplomatie und eine Ordnung auf Basis von Recht und Verlässlichkeit“. Aus Regierungskreisen in Berlin hatte es zuvor geheißen, die G20 bleibe für Deutschland ein „wichtiges multilaterales Format zur Abstimmung mit führenden Industrie- und Schwellenländern“.
Merz hatte bereits gestern mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premier Keir Starmer und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über den US-Vorstoß zur Ukraine beraten. Unter anderem betonten sie, dass jede Vereinbarung, welche die europäischen Staaten, die Europäische Union oder die Nato betreffe, „einer Zustimmung der europäischen Partner beziehungsweise eines Konsenses der Alliierten“ bedürfe.
Die G20-Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer besteht aus 19 Staaten sowie der Europäischen Union und der Afrikanischen Union. Ihre Mitgliedstaaten machen 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung aus. Das Treffen in Johannesburg dauert bis morgen.
Mit Informationen von Jim-Bob Nickschas, ARD-Hauptstadtstudio, zzt. Johannesburg.









