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Stand: 21.11.2025 19:16 Uhr
Nach ernüchternden Wochen wäre ein Frieden in der Ukraine ein wichtiger Erfolg für US-Präsident Trump, meint Kerstin Klein. Aber weil Druck auf Russland nicht wirkt, versucht er es eben wieder bei der geschwächten Ukraine.
Was will Donald Trump in der Ukraine? Die Antwort darauf ist seit Monaten dieselbe: einen möglichst schnellen Friedensschluss. Den hatte er für Tag eins im Amt versprochen, den will er noch immer – wohl auch mit Blick auf den Friedensnobelpreis.
Trumps Kalkül: Selenskyj ist geschwächt
Was heißt das für die Ukraine? Immer mal wieder etwas anderes. Mal erhöht Trump den Druck auf Wolodymyr Selenskyj – unvergessen der unsägliche Moment im Oval Office, als Trump den ukrainischen Präsidenten zur Schnecke machte. Mal wird er ungeduldig mit Russland – wie zuletzt, als er scharfe Sanktionen verhängte.
Jetzt scheint der Druck wieder Richtung Ukraine zu gehen.
Was die USA da jetzt als Friedensplan vorlegen, ist an vielen Stellen unannehmbar für das von Russland angegriffene Land, weil es viele der russischen Maximalforderungen übernimmt. Aber offenbar scheint das Kalkül, dass Selenskyj gerade schwach genug ist, dem Druck diesmal nachzugeben. Wegen des Dauerbeschusses durch Russland, des Korruptionsskandals im Innern, der geringer werdenden Unterstützung durch die USA.
Die ersten Republikaner rücken ab
Trump steht selbst innenpolitisch unter Druck. Der seit seiner Wiederwahl erfolgsverwöhnte US-Präsident hat ernüchternde Wochen hinter sich.
Die Republikaner im Kongress weigerten sich erstmals, in Nibelungentreue seinem Wunsch zu folgen und gegen die Freigabe der Epstein-Akten zu stimmen. Seine Last-Minute-Umkehr konnte diese Niederlage kaum verschleiern. In regionalen und lokalen Wahlen fuhren seine Republikaner krachende Niederlagen ein. Und: Trumps Umfragewerte sind im Keller. Die ersten Republikaner scheinen sich vorsichtig für eine Nach-Trump-Zeit zu positionieren.
Dieser US-Präsident braucht dringend Erfolge. Und wenn er mit Druck auf Russland nicht weiterkommt, dann versucht er es nun eben offenbar wieder mit erhöhtem Druck auf die Ukraine.
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