Parlamentswahl Sozialdemokraten gewinnen in Norwegen
Stand: 09.09.2025 00:52 Uhr
Aufatmen in der sozialdemokratischen Arbeiterpartei: Bei der Parlamentswahl hat sich das Mitte-Links-Lager von Ministerpräsident Støre eine knappe Mehrheit gesichert. Starke Zuwächse verbuchte die rechtspopulistische Fortschrittspartei.
Bei der Parlamentswahl hat sich das Mitte-Links-Lager rund um die sozialdemokratische Arbeiterpartei von Ministerpräsident Jonas Gahr Støre knapp durchgesetzt. Støres Sozialdemokraten bekamen laut Wahlbehörde 28,2 Prozent der Stimmen, was ein leichtes Plus (1,8 Prozent) im Vergleich zum Ergebnis bei der Parlamentswahl 2021 ist. Die rechtspopulistische Fortschrittspartei verzeichnete den größten Zuwachs (plus 12,3 Prozent) und wurde mit 23,9 Prozent zweitstärkste Kraft. Auf Platz drei landeten laut dem vorläufigen Endergebnis die Konservativen (Høyre) der ehemaligen Ministerpräsidentin Erna Solberg mit 14,6 Prozent (minus 5,7 Prozentpunkte).
Dies reicht nach Berechnungen der Wahlbehörde für Støres Lager für eine knappe Mehrheit von 87 Mandaten in dem Parlament mit 169 Sitzen. Die Arbeiterpartei wurde im Wahlkampf von vier kleineren Parteien unterstützt.
Wie geht es mit der Gasförderung weiter?
Støre leitet seit einem Koalitionsbruch mit der Zentrumspartei eine Minderheitsregierung. Dies ist für Norwegen nicht ungewöhnlich. Um regieren zu können, braucht eine Partei oder Koalition in Norwegen keine parlamentarische Mehrheit. Nur darf keine Mehrheit im Parlament gegen sie stimmen.
Eine neue Regierung des 65-Jährigen müsste sich in vielen Belangen mit den kleineren Parteien abstimmen, was bei einigen Projekten schwierig sein dürfte. Dies gilt zum Beispiel für die Förderung fossiler Energien wie Erdöl und -gas. Dies ist die wichtigste Einnahmequelle des wohlhabenden Landes. Drei der kleineren Parteien lehnen – anders als die Arbeiterpartei – neue Öl- und Gasbohrungen ab.
Viel Abstimmung nötig
Für Debatten werden auch die Besteuerung von Wohlhabenden und die Beteiligung des finanzstarken Staatsfonds an israelischen Unternehmen sorgen. Støres Arbeiterpartei setzt sich für stabile Steuern ein, einige linke Verbündeten fordern dagegen höhere Abgaben für Wohlhabende.
Im Wahlkampf wurde deutlich, dass viele Norwegerinnen und Norweger die steigenden Lebenshaltungskosten als Problem betrachten. Die Lebensmittelpreise sind in den vergangenen zwölf Monaten um 5,9 Prozent gestiegen.
Das NATO-Land Norwegen ist zwar kein Mitglied der EU, aber eng mit dem Europäischen Wirtschaftsraum verbunden. Zudem ist das skandinavische Land seit dem russischen Überfall auf die Ukraine einer der bedeutendsten Energielieferanten Europas.