Mutmaßliche Anschlagspläne in Magdeburg 21-jähriger Verdächtiger soll abgeschoben werden
Stand: 16.12.2025 17:24 Uhr
In Magdeburg hat die Polizei einen 21-jährigen Mann festgenommen. Er steht im Verdacht, einen Anschlag auf größere Menschenmengen geplant zu haben. Laut Innenministerin Tamara Zieschang haben die Behörden in den vergangenen Wochen eine zunehmende Radikalisierung und Interesse an Waffen beobachtet. Das Innenministerium bereitet eine Anordnung zur Abschiebung vor.
Ein 21-Jähriger, der im Verdacht steht, einen Anschlag geplant zu haben, ist in Magdeburg inzwischen in Haft. Die Polizei hatte den Mann am Freitag, den 12. Dezember, in Gewahrsam genommen. Laut Innenministerium könnte den Plänen eine islamistische Motivation zugrunde liegen. Durch die Festnahme sollte demnach ein möglicher Anschlag auf größere Menschenmengen verhindert werden. Zuerst hatte die „Volksstimme“ berichtet.
Verdächtiger ist in Haft – Abschiebung soll vorbereitet werden
Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) bestätigte die bisherigen Informationen zu dem Verdächtigen am Dienstagmorgen in der Regierungsbefragung im Landtag. Am Mittag nannte sie in der Landespressekonferenz weitere Informationen. Der Tatverdächtige ist demnach im Juni 2024 mit Visum für einen Au-Pair-Aufenthalt nach Deutschland eingereist. Zuletzt habe er eine Ausbildung zum Pflegefachmann gemacht, durch die er eine Aufenthaltserlaubnis habe. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT aus Sicherheitskreisen soll es sich um einen Mann aus Tadschikistan handeln.
Nachdem der Mann am Freitag in Polizeigewahrsam genommen wurde, ist er laut Zieschang seit Montagabend in Vorbereitungshaft. Dadurch würden die Behörden nun einige Wochen Zeit haben, um zu ermitteln und um eine sogenannte Abschiebungsanordnung nach Paragraf 58a des Aufenthaltsgesetzes vorzubereiten. Das Innenministerium kann demnach einen Ausländer abschieben, wenn es konkrete Hinweise auf eine terroristische Gefahr gibt. Diese Abschiebung würde auch bedeuten, dass dem Mann eine erneute Einreise nach Deutschland dauerhaft verboten ist, erklärte Zieschang in der Landespressekonferenz. Parallel dazu werde „mit Hochdruck“ ermittelt.
Sondersitzung des Innenausschusses am Mittwoch
Unterdessen soll der Innenausschuss des Landtags am Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um sich mit dem mutmaßlich vereitelten Anschlag zu befassen.
Konkrete Informationen zur Nationalität des Mannes nannte Zieschang am Dienstag nicht, „weil wir gewisse Maßnahmen im Augenblick nicht gefährden wollen“. In der Landespressekonferenz erklärte der Referatsleiter für Erstaufnahmeunterbringung und Rückführung im Ministerium, Volker Harms, dass es dabei vor allem um die geplante Abschiebung geht. Diese solle „schnellstmöglich“ durchgeführt werden.
Herkunftsstaaten seien zwar völkerrechtlich verpflichtet, ihre Staatsangehörigen zurückzunehmen. Allerdings hätten mehrere Staaten darum gebeten, Abschiebungen von Gefährdern oder Straftätern nicht bekannt zu machen. Dieser Bitte wolle man nachkommen, „um die Abschiebung nicht durch mögliche Intervention des Zielstaats zu gefährden“.
Polizei und Behörden beobachteten Radikalisierung und Interesse an Waffen
Die Ermittler hatten den 21-Jährigen laut Zieschang im Fokus, weil er zuletzt Interesse für Waffen und Schießtrainings gezeigt hat. Ende November habe er bei einer Trainingseinrichtung angerufen, Anfang Dezember habe er ein Waffengeschäft in Magdeburg besucht, allerdings ohne etwas zu kaufen. Schon zuvor soll er Streit mit anderen Berufsschülern über Glaubensfragen gehabt und Anschläge glorifiziert haben. In den Tagen vor seiner Festnahme hätten sich die Erkenntnisse verdichtet, die für eine weitere Radikalisierung sprachen.
Generalbundesanwalt ist eingeschaltet
Die Anschlagspläne des Mannes hätten sich auf keinen konkreten Ort bezogen, erklärte die Direktorin des Landeskriminalamtes (LKA), Silke Specht. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien persönliche IT-Gegenstände sichergestellt worden, die mit Hilfe von Islamwissenschaftlern des LKA ausgewertet worden seien. Dabei habe man „verfahrensrelevante Inhalte“ festgestellt. Inzwischen stimmten sich die Behörden auch mit dem Generalbundesanwalt ab, sagte Specht.
Zieschang bedankte sich bei den Sicherheitsbehörden und der Polizei für die Zusammenarbeit, den Informationsaustausch und schließlich auch die Ingewahrsamnahme des Mannes. „Bei allem, was wir jetzt wissen, war es die richtige Entscheidung“, sagte Zieschang.
dpa, MDR (Lars Frohmüller, Felix Fahnert, Maren Wilczek) | Erstmals veröffentlicht am 15.12.2025








