Proteste gegen Vucic-Regierung Serbische Polizei geht gegen Demonstranten vor
Stand: 06.09.2025 13:24 Uhr
Seit zehn Monaten protestieren in Serbien fast täglich Menschen gegen die Regierung von Präsident Vucic. Nun kam es erneut zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Tränengas und Schlagstöcke gegen die Demonstranten einsetzte.
Bei neuen Protesten gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic in der nordserbischen Stadt Novi Sad ist es wieder zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen. Gendarmerie und Polizei vertrieben Tausende Demonstrierende gewaltsam vom Gelände der Universität Novi Sad, wie der unabhängige TV-Sender N1 berichtete. Die Ordnungskräfte setzten demnach auch Tränengas, Schlagstöcke und Blendgranaten ein.
Medienberichten zufolge hatte der Polizeieinsatz begonnen, nachdem Unbekannte Gegenstände auf Polizisten geworfen hatten, die vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät postiert waren.
42 Festnahmen laut Innenministerium
Innenminister Ivica Dacic sagte am Samstag im staatlichen Fernsehsender RTS, die Demonstranten hätten Polizisten mit Steinen, Leuchtraketen und Gitterstäben angegriffen. Bei dem „massiven und brutalen Angriff“ seien 13 Polizisten verletzt worden. 42 Menschen seien festgenommen worden. Auch die Nachrichtenagentur Beta berichtete von Flaschenwürfen auf Polizisten.
Die Fakultät steht seit anderthalb Wochen im Brennpunkt von Demonstrationen, nachdem deren regierungstreuer Dekan die Studenten unter Polizeischutz zum Verlassen des Gebäudes gezwungen hatte, das sie seit neun Monaten besetzt hielten.
Auslöser der Proteste war der Einsturz eines frisch renovierten Bahnhofsvordachs in Novi Sad am 1. November 2024, der 16 Menschen das Leben kostete. Unabhängige Experten und Oppositionelle machen Schlamperei und Korruption unter der Vucic-Regierung für das Unglück verantwortlich.
Seitdem kommt es in Serbien fast täglich zu Demonstrationen und Verkehrsblockaden, die meist von Studenten initiiert werden. Die Studierenden haben außerdem so gut wie alle Universitäten des Landes besetzt.
Längste Protestbewegung in der serbischen Geschichte
Inzwischen reicht die bisher größte und am längsten anhaltende Protestbewegung in der Geschichte Serbiens seit dem Zerfall Jugoslawiens tief in die Gesellschaft hinein. Mit ihrer Forderung nach vorgezogenen Neuwahlen setzt sie Vucic und seine Regierung stark unter Druck.
Ihre Aktionen verliefen bis zu diesem Sommer weitgehend friedlich. Zuletzt kam es aber immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen, bei denen die Polizei mit großer Brutalität gegen die Demonstrierenden vorging, so auch am Campus der Universität Novi Sad.