Pro-Palästina-Protest in Berlin Tausende demonstrieren gegen Krieg im Gazastreifen
Stand: 27.09.2025 17:32 Uhr
Unter dem Motto „All Eyes on Gaza“ demonstrieren in Berlin Tausende Menschen gegen den Krieg im Gazastreifen. In der Stadt kommt es zu Verkehrsbehinderungen, die Polizei ist mit einem Großaufgebot im Einsatz.
- Mehrere Demonstrationen zum Gaza-Konflikt in Berlin am Samstag
- Bei größter Demo aktuell rund 20.000 Menschen
- Demonstration mit rund 1.500 Teilnehmern in Kreuzberg nach Straftaten aufgelöst
- Rund 100 pro-Israelische Demonstranten am Lustgarten
- Polizei ist mit 1.800 Beamten im Stadtgebiet unterwegs
Tausende Menschen haben sich am Samstag in Berlin zu Protesten gegen die israelische Kriegsführung im Gazastreifen versammelt. Am Nachmittag startete vor dem Roten Rathaus eine Demonstration, die zu einer Kundgebung am Großen Stern im Tiergarten führen soll. Die Polizei sprach gegen 17 Uhr von rund 20.000 Teilnehmenden; angemeldet waren 30.000 Menschen.
Die Polizei hat – wegen dieser und weiterer Demonstrationen – nach eigenen Angaben im ganzen Stadtgebiet etwa 1.800 Beamte im Einsatz.

„Es geht nicht mehr darum, die deutsche Mehrheitsgesellschaft mitzunehmen“
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Aufruf von Dutzenden Organisationen
Zu der Demonstration in der Innenstadt hat ein Bündnis von etwa 50 Gruppen aufgerufen, darunter propalästinensische Gruppen, Medico International, Amnesty International und die Partei Die Linke. Im Demo-Aufruf wurde die Bundesregierung zu einer Kursumkehr in der Nahost-Politik aufgefordert. Die Bundesregierung „muss jetzt endlich handeln und den Druck auf die israelische Regierung erhöhen“, hieß es in dem Aufruf.
In Sprechchören wurden „Free, free Palestine“ und „Hoch die internationale Solidarität“ skandiert. Auf Plakaten waren Forderungen wie „Gaza – Stoppt das Massaker“, „Nie wieder für alle“ und „Freiheit für Palästina“ zu sehen.
An der Siegessäule in Mitte ist am Abend eine Solidaritätskundgebung unter dem Titel „All Eyes on Gaza – Stoppt den Genozid“ geplant. Neben politischen Redebeiträgen sind auch Musikbeiträge vorgesehen. Die Veranstaltung soll um 22:00 Uhr enden.
Weitere Gaza-Demo in Kreuzberg
Etwa gegen 16 Uhr setzte sich der Demonstrationszug vom Neptunbrunnen aus in Bewegung; ursprünglich geplant war 14:30 Uhr.
Etwa zeitgleich zog eine weitere Gaza-Demo mit etwa 1.500 Menschen durch Berlin-Kreuzberg, wie eine Polizeisprecherin sagte. Der Aufzug vom Moritzplatz zum Südstern war zunächst mit rund 500 Teilnehmenden angekündigt worden. Nach rbb-Informationen kam es zu Straftaten und der Zug wurde kurz nach dem Start gestoppt. Es seien „verbotene Ausrufe und Zeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen festgestellt worden“, teilte die Polizei mit. Noch am Nachmittag wurde diese Demo laut Polizei aufgelöst.
Am Berliner Lustgarten gab es am Nachmittag eine weitere Demonstration unter dem Titel „Antifaschistischer Protest gegen jeden Antisemitismus“. rbb-Reporter schätzten die Zahl der Teilnehmenden am Nachmittag auf rund 100 Menschen. Beim Aufeinandertreffen von Demonstranten dieser Veranstaltung und dem pro-palästinensischen Demozug zum Großen Stern sei es vereinzelt Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizei gekommen, hieß es.
Demonstranten mit Israel-Flagge demonstrieren am Rand der pro-palästinensischen Demo am Humboldt-Forum
Demonstrierende fordern Stopp deutscher Waffenlieferungen
Die Veranstaltung als Protest gegen den Krieg im Gaza-Streifen wird getragen von einem Bündnis von 50 Verbänden, darunter die Palästinensische Gemeinde Deutschland, Medico International und Amnesty International, so die Veranstalter.
Im Aufruf zur Demonstration heißt es: „Wir verurteilen alle Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen, unabhängig davon, ob sie von israelischen oder palästinensischen Akteur:innen begangen werden.“ Wegen der Tötungen und Zerstörungen in Gaza richte sich die „Hauptkritik aber an die israelische Regierung und ihre Unterstützer:innen.“ Gefordert wird unter anderem ein Stopp aller deutschen Waffenlieferungen.
Die Linken-Bundesvorsitzende Ines Schwerdtner sprach zum Auftakt der Grossdemo von einem Völkermord in Gaza und von einer Mitschuld der Bundesregierung. „Kanzler und Minister reden, aber sie handeln nicht. Sie sprechen von ‚Staatsräson‘, während Krankenhäuser in Schutt und Asche gelegt werden. Sie schweigen zum Völkermord – und machen sich mitschuldig.“
Schwerdtner betonte, die Kritik richte sich gegen die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. „Aber unsere Solidarität gilt den Menschen – in Palästina wie in Israel, die sich gegen die extrem rechte Regierung stellen“, sagte die Linken-Vorsitzende. Sie forderte „die Freilassung der Geiseln und aller politischen Gefangenen“.

Zehntausende zu Gaza-Demo am Samstag in Berlin erwartet
Unter dem Motto „All Eyes on Gaza“ wird am Samstag am Großen Stern in Berlin gegen den Krieg im Gaza-Streifen demonstriert. Die Veranstalter erwarten mehr als 50.000 Teilnehmer. Bereits ab Freitag werden in Mitte Straßen gesperrt.mehr
Auch der Mitorganisator der Kundgebung, Michael Barenboim, sprach im rbb24 Inforadio am Samstagvormittag von einem „Völkermord“, der sich in Gaza ereigne. Auch er stelle sich die Frage, ob Deutschland sich mitschuldig mache, sagte Barenboim, Konzertmeister des von seinem Vater Daniel Barenboim gegründeten West-Eastern-Divan Orchestra. „Völkermord verhindern und bestrafen, ist die Pflicht von uns allen.“
Israelische Regierung weist Kritik zurück
Die israelische Regierung weist den Vorwurf des Völkermords strikt zurück. Auslöser des Gazakriegs war der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Die israelische Regierung reagierte mit großflächigen Bombardements und einer Bodenoffensive. Tausende Menschen wurden getötet.
Internationale Organisationen und die Vereinten Nationen haben für Teile des Gazastreifens eine Hungersnot erklärt und immer wieder direkt Israels Abriegelung des Gebiets für den Mangel an Nahrung verantwortlich gemacht. Israels Regierung sagt dagegen, es würden ausreichend Lebensmittel in den Gazastreifen gebracht und wirft der Hamas vor, humanitäre Hilfe abzugreifen.
Straßensperrungen in der Innenstadt
Wegen der Proteste kommt es im Stadtgebiet zu Verkehrseinschränkungen. Laut Verkehrszentrale VIZ zieht die Demonstration vom Neptunbrunnen über Spandauer Straße, Karl-Liebknecht-Straße, Unter den Linden, Wilhelmstraße, Dorotheenstraße, Scheidemannstraße, Yitzhak-Rabin-Straße und Straße des 17. Juni zum Großen Stern.
Zur Vorbereitung wurde bereits am Freitag die Straße des 17. Juni zwischen Großer Stern und Brandenburger Tor, sowie die Ebertstraße in Höhe des Brandenburger Tors gesperrt. Inzwischen sind auch der Große Stern und die zuführenden Straßen gesperrt.
Der Aufstellbereich des Demonstrationszugs auf der Spandauer Straße zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Rathausstraße sollte ab 13:00 Uhr gesperrt werden.
Start der pro-palästinensischen Demo am Roten Rathaus
Sendung: rbb24 Abendschau, 27.09.2025, 19:30 Uhr