Klimakonferenz geht in die Verlängerung Überstunden in Belém
Stand: 22.11.2025 02:55 Uhr
Seit 2003 war keine UN-Klimakonferenz mehr pünktlich zu Ende gegangen, so ist es auch 2025 in Belém. Streit gibt es ums Geld – und um die Frage, wie und wann die Welt von fossiler Energie wegkommt.
Der Erfolg des Klimagipfels steht auf Messers Schneide. Trotz der vollmundigen Ankündigungen der brasilianischen Präsidentschaft, die Konferenz pünktlich zu beenden, machen die Teilnehmenden auch in Belém Überstunden. Und wie bei vielen Klimakonferenzen vorher geht es wieder ums Geld und um die Frage, ob und wie die Weltgemeinschaft die Abkehr von fossilen Energien festschreibt.
Obwohl der Gastgeber selbst, Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, dafür einen Fahrplan angeregt hat, ist davon im Textentwurf der brasilianischen Präsidentschaft nichts zu lesen. Dabei will ein Bündnis aus rund 80 Staaten genau das: verbindlich raus aus der Nutzung von Kohle, Öl und Gas. Dieser Allianz gehören Länder Lateinamerikas, Afrikas und Asiens an – sowie die meisten EU-Staaten.
Bundesumweltminister Carsten Schneider betont: „Aus diesem Grund haben wir uns als Europäische Union gemeinsam entschlossen, klarzumachen, dass wir mehr Klimaschutzmaßnahmen brauchen, eindeutige Regelungen für den Ausstieg auch aus den fossilen Energien.“
„Wir kennen alle die Blockierer“
Aber Ölförderländer wollen genau die verhindern und so lange wie möglich an ihrem Geschäftsmodell festhalten. Nach Angaben von Fachleuten erwirtschaftet die fossile Industrie pro Tag Gewinne von drei Milliarden Dollar.
„Wir kennen alle die Blockierer“, sagt Frankreichs zuständige Ressortchefin Monique Barbut. Es seien die Ölländer wie Russland, Indien und Saudi-Arabien – ergänzt durch viele Schwellenländer. „Und es gibt Staaten, die anfangs auf unserer Seite waren, sich aber nach und nach gesagt haben: Wenn es Anpassungsfinanzierung gibt, dann können wir auch ohne Text zur Emissionsminderung leben“, so die französische Ministerin.
Die Nerven liegen blank. EU-Staaten werfen Ölländern vor, sie bei Ländern des globalen Südens anzuschwärzen. Ein von der Präsidentschaft einberufener Gesprächskreis, in dem sich die beteiligten Ministerinnen und Minister annähern sollten, wird ergebnislos abgebrochen.
„Die Latte beim Klimaschutz höher legen“
Die Europäische Union macht Druck auf die Gipfel-Leitung, ein neues Kompromissangebot auf den Tisch zu legen. Und sie droht damit, die Verhandlungen abzubrechen. „Es ist ernst“, heißt es aus der europäischen Delegation. Und EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra betont: Lieber kein Ergebnis als eines ohne Fahrplan für den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.
„Wir reden weiter mit Freunden und Verbündeten in aller Welt, um die Latte beim Klimaschutz höher zu legen“, so Hoekstra. „Aber wir müssen auch mit der Möglichkeit rechnen, keinen Abschluss zu bekommen.“ Die Minderung der Treibhausgase sei „das Schlüsselelement“, das man bei der Klimakonferenz erreichen müsse.
Länder des globalen Südens wollen Finanzzusagen
Auf der anderen Seite vermissen Länder des globalen Südens klare Finanzzusagen. Staaten wie der Tschad, Myanmar oder Honduras verlangen vor allem Unterstützung, um sich an die Folgen des Klimawandels anpassen zu können: Dämme bauen, Küsten befestigen oder Wasserquellen sichern.
Dafür sollen Industriestaaten bis 2030 dreimal mehr Mittel bereitstellen als heute. Das Problem: Es ist gar nicht sicher, ob im laufenden Jahr die geforderte Summe von 40 Milliarden Dollar zusammenkommt, die dann verdreifacht werden soll.
Dies sei eine Frechheit, sagt Sabine Minninger von der Entwicklungsorganisation „Brot für die Welt“. Die ärmsten Staaten bräuchten Planungssicherheit. „Die Entwicklungsländer wollen 120 Milliarden US-Dollar als Bereitstellung haben, um sich zu wappnen in der Klimakrise. Jetzt hat man aber die 40 Milliarden als Basis rausgenommen und spricht nur noch von einer Verdreifachung von dem, was es vielleicht mal geben wird“, so Minninger.
Die EU hat bei der Anpassungsfinanzierung Flexibilität angedeutet, solange das Gesamtpaket stimmt. Aber davon sind die Beteiligten noch weit entfernt. Am Ende kann der Gipfel nur dann ein Ergebnis erzielen, wenn aus keinem der fast 200 Staaten Widerspruch kommt. Der brasilianischen Präsidentschaft läuft die Zeit davon.









