Stand: 22.11.2025 16:54 Uhr
In Belém gibt es einen Entwurf für ein Abkommen: Die Teilnehmenden der Weltklimakonferenz diskutieren eine vorläufige gemeinsame Abschlusserklärung. Die EU musste dabei erhebliche Zugeständnisse machen.
Nach zähen Verhandlungen steht im brasilianischen Belém nun ein erster Entwurf für eine Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz COP30. Das berichten die Nachrichtenagenturen AFP und Reuters übereinstimmend. Der Durchbruch erfolgte offenbar nach einer langen Verhandlungsrunde in der Nacht, berichtet die BBC.
Beschlusstext ohne den Begriff „fossile Energie“
Die Europäische Union hat sich demnach mit ihrer Forderung nach einem Fahrplan zur Abkehr von fossilen Energieträgern nicht durchsetzen können. Der nun vorgelegte übergreifende Beschlussentwurf nenne fossile Energie nicht, er verweist lediglich auf einen Aufruf bei der vorletzten COP in Dubai. Damals war zu einem „Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen“ aufgerufen worden.
Im Beschlusstext wird auf die Notwendigkeit verwiesen, den globalen Treibhausgas-Ausstoß drastisch zu verringern, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Außerdem enthält der Text die Zusage, dass die Hilfen für Entwicklungsländer für die Anpassung an die Folgen der Erderwärmung bis 2035 verdreifacht werden sollen. Derzeit wird der Entwurf im Plenum final diskutiert.
Umweltminister Schneider ist „ein bisschen enttäuscht“
Bundesumweltminister Carsten Schneider zeigte sich „ein bisschen enttäuscht“, dass in Belém keine Einigung auf eine Abkehr von den Fossilen gelungen sei. Der nun vorliegende Beschluss sei jedoch „in keiner Weise ein Rückschritt, sondern ein Zwischenschritt“, betonte Schneider. Deutschland und die EU würden nun „Allianzen schmieden“ für die nächsten Schritte, um für fossile Energien ein „Stopp-Schild“ aufzustellen.
Die EU und ihre Mitstreiter, zu denen Kolumbien, Chile, Kenia und etliche kleine Inselstaaten gehören, die wegen des steigenden Meeresspiegels vom Untergang bedroht sind, hatten die brasilianische COP-Präsidentschaft vor der Einigung aufgefordert, einen überarbeiteten Vorschlag vorzulegen, „der die Ansichten der Mehrheit widerspiegelt und dem Prozess wieder Balance, Ambition und Glaubwürdigkeit verleiht“. Die Konferenz war daraufhin gestern in die Verlängerung gegangen. Schneider betonte nun, man sei mit einer „sehr stark auftretenden“ Koalition aus Ölländern konfrontiert gewesen.
Schneider bemängelt fehlende Ambitionen gegen Abholzung
„Ich hätte erwartet, dass insbesondere von den am meisten betroffenen Ländern, den Inselstaaten, Afrika, eine lautere Stimme auch für das Thema Klimaschutz zu hören war“, beklagte Schneider. „Das war ehrlicherweise nur von Europa zu hören.“ Er hätte sich zudem ein viel stärkeres Signal gegen die Abholzung der Wälder gewünscht. Es sei eine Klimakonferenz gewesen, „die Bestand hat und einen Seitenschritt gemacht hat, einen Zwischenschritt“.
Trotzdem betonte der Minister mit Blick auf den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen: „Das Entscheidende ist, dass die Welt am Tisch sitzt, dass ein großer Spieler das Land verlassen hat und sie trotzdem zu einem Ergebnis kommt, der einen Fortschritt bringt.“ Dieses reiche aber nicht, um die Erderwärmung wie vereinbart auf 1,5 Grad zu begrenzen.
EU-Klimakommissar: Einigung „geht in die richtige Richtung“
Schneiders Staatssekretär Jochen Flasbarth sagte der Nachrichtenagentur AFP, mit dem überarbeiten Beschlusstext stehe die Welt nun zumindest besser da „als vor zwei Tagen“. Dass die EU den Beschluss durch eine Verweigerung ihrer Zustimmung nicht habe platzen lassen, begründete er damit, dass es für das Voranbringen globaler Klimaschutzanstrengungen „keinen anderen Prozess“ gebe als die UN-Klimakonferenzen.
Auch EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra sagte, die EU hätte sich im Ergebnis der Konferenz zwar „mehr Ambitionen“ gewünscht. Die Einigung gehe aber immerhin „in die richtige Richtung“. Bei den UN-Klimakonferenzen müssen die Entscheidungen der rund 190 Verhandler-Staaten im Konsens getroffen werden. Die Welt durchlebe schwierige politische Zeiten. Daher habe eine Einigung auf der Klimakonferenz einen „Wert an sich“. Aber die EU werde sich weiter einsetzen. „Die Welt ist, wie sie ist. Und die Konferenz ist, wie sie ist.“
Die französische Umwelt- und Klimaministerin Monique Barbut sprach von einer „Vereinbarung ohne Ehrgeiz“. Sie steigere zwar nicht das Ambitionsniveau, beinhalte aber auch keine Rückschritte. „Ich kann diese COP nicht als Erfolg bezeichnen“, fügte sie hinzu.









