AfD-Politiker Wie Brandner die Grenzen des Sagbaren verschiebt
Stand: 12.10.2025 11:57 Uhr
Stephan Brandner ist einer von zwei AfD-Abgeordneten, denen die Immunität entzogen worden ist. In der Partei ist er durchaus umstritten. Er erfüllt dort aber auch eine Funktion.
Er provoziert, manchmal frivol, manchmal anstößig: Stephan Brandner ist das, was man das Enfant Terrible der AfD nennen kann. Anträge anderer Fraktionen nennt er im Bundestag schon mal „abgelutscht“, aus der Abteilung „grüner Mist“. Minister bezeichnet er als „Pinocchio-Politiker“.
In dieser Woche hatte er es auf die Grünen-Politikerin Claudia Roth abgesehen, die in einer Debatte zur sexuellen Identität dazwischenrief. Brandner am Redepult entgegnete: „Sie glauben gar nicht, an was ich denke, wenn ich Sie sehe.“
Von Mäßigung keine Spur
Von der Mäßigung, die sich die AfD noch vor einigen Monaten in einen Verhaltenskodex geschrieben hat, ist nichts zu hören. Dabei weiß Brandner sehr wohl, was er als Abgeordneter darf und soll. Der 59-Jährige ist Rechtsanwalt und sitzt seit 2017 im Bundestag. Ihm ist bekannt, wann Ordnungsrufe drohen.
Doch Brandner legt es darauf an und trägt maßgeblich dazu bei, dass AfD die Partei mit den meisten Ordnungsrufen ist. Auch in dieser Woche rügte ihn Bundestagspräsidentin Julia Klöckner für seine beleidigenden Worte. Sie hat es aber schwer, weil Brander nicht lockerlässt, ihr immer wieder ins Wort fällt. „Wenn Sie jetzt hier so weitermachen, dann schneide ich Ihnen das Wort hier ab“, sagt Klöckner.
Er verschiebt die Grenzen des Sagbaren
Brandner ist stolz auf solche Zwischenfälle. Immer wieder stellt er entsprechende Videoclips ins Netz. Er poltert, ist radikal, auch fremdenfeindlich. 2019 wurde er deshalb als Vorsitzender des Rechtsausschusses abgewählt.
In der AfD finden sein Verhalten nicht alle gut. Und doch nützt Brandner der Partei. „Parteien wie die AfD brauchen solche sehr bekannten und auch mehr als strittigen Personen, um rechtsradikale und rechtsextreme Positionen immer mehr in den gesellschaftlichen Mainstream zu bekommen. Also Grenzen zu verschieben, auch mit Provokation“, sagt die Populismus-Forscherin Anna-Sophie Heinze von der Universität Trier.
Die Debatten im Bundestag haben sich verändert
Auch die Debatten im Bundestag haben sich verschoben. „Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, sagt Caren Ley, Abgeordnete der Linkspartei. Die AfD bringe Gift und eine hasserfüllte Atmosphäre in den Bundestag. Das führe auch bei den anderen Fraktionen dazu, dass die Zwischenrufe schärfer werden. „Ich sehe das als Gegenreaktion“, sagt Ley.
Stephan Brandner ist mitverantwortlich dafür, dass der Ton im Bundestag rauer geworden ist. Und er hat kein Interesse, daran etwas zu ändern.