Debatte über Losverfahren Generalinspekteur will Musterung für alle jungen Männer
Stand: 03.11.2025 08:30 Uhr
Der Generalinspekteur der Bundeswehr hat sich in der Debatte über die Wehrpflicht für eine Musterung aller jungen Männer ausgesprochen. Breuer will auf Freiwilligkeit setzen – und den Wehrdienst attraktiver machen.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, hat sich in der Wehrdienst-Debatte gegen Losverfahren ausgesprochen. Er hält eine Musterung aller jungen Männer für nötig, damit im Verteidigungsfall keine Zeit verloren geht. „Aus militärischer Sicht ist es entscheidend, dass jeweils der gesamte Jahrgang gemustert wird. Nur so wissen wir, wer zur Verfügung steht und auf wen wir im Verteidigungsfall, den wir verhindern wollen, zugreifen könnten“, sagte Breuer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Niemand könne heute mit Gewissheit sagen, wie die sicherheitspolitische Lage in den nächsten Jahren aussehe, warnte Breuer, der ranghöchster Soldat der Bundeswehr ist.
Bundeswehr soll sich am jeweiligen Bedarf orientieren
Ein Entscheid per Los über Einberufungen nach der Musterung wiederum hätte seiner Ansicht nach den Nachteil, dass Menschen per Zufallsprinzip zur Truppe kommen, unabhängig davon, wer Interesse zeigt. Breuer glaubt, dass das Prinzip der Freiwilligkeit dazu führt, dass die Bundeswehr mehr Soldatinnen und Soldaten bekommt. „Dabei kommt es vor allem darauf an, dass wir einen Wehrdienst haben, der sinnstiftend und attraktiv ist“, sagte er. Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius will eine flächendeckende Musterung aller jungen Männer.
Sollte die Zahl der Freiwilligen nicht ausreichen und eine verpflichtende Einberufung durch Kabinett und Bundestag beschlossen werden, „würden wir diejenigen heranziehen, die besonders qualifiziert und motiviert sind“, sagte Breuer. Orientieren würde sich die Bundeswehr am jeweiligen Bedarf. Benötige die Bundeswehr etwa IT-Spezialisten, würde sie gezielt auf diese zugehen, anstatt Personal per Zufall auszuwählen.
Neues Wehrdienstgesetz zum 1. Januar
Der Bundestag berät derzeit über ein neues Wehrdienstgesetz, das zum 1. Januar in Kraft treten soll. Der Wehrdienst soll zunächst auf Freiwilligkeit beruhen. Fachpolitiker von Union und SPD hatten in der Debatte über das neue Wehrdienstgesetz vorgeschlagen, junge Männer per Losverfahren zur Musterung und, wenn nötig, später auch per Zufallsauswahl für einen Pflichtdienst heranzuziehen, wenn die Freiwilligenzahlen zu gering bleiben. Strittig in der schwarz-roten Koalition ist, was passiert, wenn es nicht gelingt, auf freiwilliger Basis mehr Personal für die Bundeswehr zu gewinnen.
Die Bundeswehr benötigt nach eigenen Angaben 260.000 aktive Soldatinnen und Soldaten sowie 200.000 Reservisten, um den Anforderungen der NATO gerecht zu werden. Derzeit hat sie etwa 180.000 aktive Soldatinnen und Soldaten.










