Stand: 25.10.2025 17:21 Uhr
Auch am Wochenende ist der Protest gegen die „Stadtbild“-Äußerung von Kanzler Merz fortgesetzt worden. In zahlreichen Städten gab es kleinere Kundgebungen – in Hamburg demonstrierten mehr als 2.000 Menschen.
Nach den Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz zum „Stadtbild“ gehen die Demonstrationen weiter: In mehreren deutschen Städten protestierten an diesem Wochenende Menschen gegen die Aussage des CDU-Chefs, die sie als rassistisch auffassen.
Auf dem Hamburger Rathausmarkt versammelten sich nach Angaben der Polizei am Nachmittag rund 2.650 Menschen. Unter dem Motto „Wir sind das Stadtbild!“ zogen die Demonstranten durch die Innenstadt in Richtung Hauptbahnhof. Viele von ihnen hielten Schilder und Transparente in die Luft, auf denen sie zum „Zusammenstehen gegen Rassismus und Spaltung“ aufriefen. Auf anderen Schildern hieß es „Merz raus aus unserem Stadtbild!“ oder „Friedrich, wer stört bist du und dein Rassismus!“, wie der NDR berichtet. Die Veranstalter sprachen demnach am Nachmittag von 10.000 Teilnehmern.
In Hamburg zogen Demonstranten durch die Innenstadt.
Kritik an Protest aus der AfD
Zur Demonstration hatte ein offenes Bündnis aus Gruppen und Initiativen aufgerufen – darunter die Partei Die Linke und Fridays for Future Hamburg. „Die CDU dreht durch – und mit jedem neuen rechten Spruch drängelt sich Kanzler Merz weiter in die Gunst der AfD“, hieß es im Aufruf der Linken.
Der Hamburger AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann hatte bereits am Freitag den Aufruf kritisiert und erklärt: „Die Berufsempörten gehen wieder mal aus konstruiertem Anlass auf die Straße.“
„Überschreitet eine Grenze, Herr Merz“
In Magdeburg versammelten sich laut Polizei rund 300 Menschen zu einer Kundgebung. „Die jüngsten Äußerungen von Herrn Friedrich Merz, der von einem Problem im Stadtbild sprach, haben viele von uns tief betroffen“, sagte die Vertreterin eines afghanischen Frauenvereins in Magdeburg. „Solche Worte lassen Menschen, die seit Jahren Teil dieser Gesellschaft sind, spüren, dass sie immer noch als anders oder fremd gesehen werden.“
Im niedersächsischen Hildesheim zählten Polizei und Veranstalter rund 500 Menschen. „Politische Maßnahmen kann man diskutieren, aber Menschen sprachlich zu einem Problem zu erklären, überschreitet eine Grenze, Herr Merz“, mahnte dort ein Vertreter eines syrisch-deutschen Kulturvereins.
Auch in anderen deutschen Städten schlossen sich Menschen an diesem Wochenende zum Protest zusammen: Am Samstagvormittag fand in Leverkusen eine Mahnwache statt. Ein WDR-Reporter vor Ort berichtete, dass sich dort bis zum frühen Nachmittag etwa 100 Leute versammelten. Weitere Kundgebungen fanden in Siegburg, Nürnberg und Herne statt – außerdem in Merz‘ Heimatstadt Arnsberg.
„Herz statt Merz“ steht auf einem Demo-Schild in Arnsberg.
In Essen protestierten laut Polizei über 400 Menschen, angemeldet waren 100. In der Bonner Innenstadt war am Samstag eine Demo gegen rechts angekündigt. Dort wurde in der Nacht die CDU-Kreisgeschäftsstelle mit den Worten „Maßnahme zur Verschönerung des Stadtbildes“ beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt. Unter anderem in Trier, Bremen, Hannover, Augsburg oder Mannheim sind an diesem Wochenende noch Proteste geplant.
Empörung nach Merz-Äußerung
Merz hatte am 14. Oktober gesagt, die Bundesregierung korrigiere frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik und mache Fortschritte, „aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen“. Später sagte er auf Nachfrage: „Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte.“
Am Mittwoch konkretisierte er dann, Probleme würden diejenigen Migranten machen, die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus hätten, nicht arbeiteten und die sich auch nicht an die in Deutschland geltenden Regeln hielten.
