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Trump vor der UN-Generalversammlung Es hätte schlimmer kommen können
Stand: 24.09.2025 01:28 Uhr
Der US-Präsident polterte in New York, wie man es von ihm kennt: Er wetterte gegen Migration und Erneuerbare Energien und beschimpfte seinen Gastgeber, die UN. Katastrophal war es aber nicht.
Nein, eine feierliche Rede zum 80. Geburtstag der Vereinten Nationen klingt anders. Aber das wäre Donald Trump wahrscheinlich zu langweilig gewesen. Und so wurde es eine bisweilen krude Mischung aus Wahlkampfrede und Selbstlob, Verschwörungstheorie und heftiger Beschimpfung des Gastgebers. Typisch Trump eben.
Hauptsache, die Staats- und Regierungschefs hören niemandem sonst so aufmerksam zu wie ihm. Nur wenige wagten es, mit dem Kopf zu schütteln. Welch ein Unterschied zu Trumps Rede vor der UN-Vollversammlung 2018, als der Saal in Gelächter ausbrach, nachdem Trump behauptet hatte, seine Regierung habe mehr erreicht, als fast jede andere Regierung in der US-Geschichte.
Kaum einer mag es sich mit Trump verscherzen
Mittlerweile traut sich fast niemand mehr, es sich mit dem US-Präsidenten zu verscherzen. Trumps Rede war zu improvisiert, um sie programmatisch zu nennen. Dennoch war sie ein nationalistischer Gegenentwurf zu all dem, für das sich die Vereinten Nationen einsetzen, wie den Schutz von Klima und Umwelt oder die Hilfen für Flüchtlinge.
Minutenlang beklagte sich Trump über die beiden aus seiner Sicht größten Übel dieser Welt: Erneuerbare Energien, vor allem Windräder, und illegale Einwanderung. Für beides machte Trump die Vereinten Nationen mitverantwortlich – und warf ihnen Versagen in ihrem Kernauftrag vor, der Friedenssicherung. Während die UN-Bürokratie nur leere Worte produziere, habe er in sieben Monaten sieben lange Kriege beendet. Ein Wink nach Oslo, an das Komitee für den Friedensnobelpreis.
Trumps Aussagen nicht überbewerten
Man kann Trumps Rede und seine nationalistische Weltsicht verstörend finden. Doch es hätte schlimmer kommen können. Der befürchtete Ausstieg aus weiteren UN-Organisationen wie der Flüchtlingshilfe UNHCR blieb aus – bislang jedenfalls.
Mit Erleichterung wurde bei den Vereinten Nationen auch Trumps Aussage nach einem bilateralen Treffen mit UN-Generalsekretär Guterres aufgenommen: trotz der Kritik in seiner Rede: Amerika stehe zu hundert Prozent hinter den Vereinten Nationen.
Welchen Haltbarkeitswert solche Bekenntnisse haben? Ungewiss. Weshalb man auch die vermeintliche Kehrtwende in Trumps Ukraine-Politik nicht überbewerten darf. Schließlich saß er gerade mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj zusammen. Nach dem nächsten Telefonat mit Putin sieht es vielleicht wieder anders aus. Nicht an Trumps Worten, sondern an seinen Taten muss man ihn messen. Und da ist er bislang weder beim Ukraine-Krieg noch in Gaza vorangekommen.
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