Europa ist im Zweifel alleine
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Trump reagiert auf den Abschuss russischer Drohnen über dem NATO-Gebiet mit einem hilflosen Post. Das zeigt, wie es um das westliche Bündnis steht.
Die NATO hat in der Nacht auf Mittwoch zum ersten Mal russisches Fluggerät über ihrem eigenen Territorium abgeschossen. Nicht mal im Kalten Krieg kam so etwas vor. Und was sagt der amerikanische Präsident dazu, Staatschef der Führungsmacht des westlichen Bündnisses, des mächtigsten auf der Welt?
„Was soll das, dass Russland mit Drohnen den polnischen Luftraum verletzt? Jetzt geht’s los!“, schrieb Trump auf seiner digitalen Plattform, aber erst Stunden später. Der NATO-Generalsekretär und europäische Regierungen hatten den Vorfall da schon lange verurteilt.
Jeden Zentimeter des Bündnisgebiets
Und was Trump mit diesen zwei kryptischen Sätzen sagen wollte, ist völlig unklar. Bittet er um Erläuterungen, was da passiert? Ist er verärgert über Russland? Sieht er einen Krieg kommen? Will er jemanden anfeuern? Die Allianz, Putin gar?
Sein NATO-Botschafter äußerte dagegen, dass Amerika an der Seite der Verbündeten stehe und jeden Zentimeter des Bündnisgebiets verteidigen werde. Das waren die richtigen Worte, aber in Moskau wird man ihnen bei weitem nicht so viel Beachtung schenken wie dem hilflosen Post des US-Oberbefehlshabers.
Es hätte Trump nichts gekostet, in einem strategisch wichtigen Moment den klaren Willen zur Abschreckung zu zeigen, es hätte nicht mal seine Bemühungen in der Ukraine untergraben. Dass er es nicht tat, zeigt nur wieder: Europa steht im Zweifel allein da.