Jeder kennt diese hoteleigenen TV-Kanäle. Man bekommt Informationen über das Hotel oder sieht ein Standbild, mal mit Fischen, mal mit Bergen. „Im Weissen Rössl“ am Wolfgangsee ist das anders. Dort läuft drei Mal am Tag der berühmte Operettenfilm. Man sieht Gunther Philipp als Sigismund Sülzheimer, er singt, in einem Hubschrauber sitzend: „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist.“ Und man sieht den Oberkellner Leopold, der die Rössl-Wirtin Josepha so schön findet. Peter Alexander spielt den Leopold und Waltraut Haas die Josepha. Haas war zu dieser Zeit, im Jahr 1960, so etwas wie eine Heimatfilm-Ikone in Österreich.
Waltraut Haas wurde am 9. Juni 1927 in Wien geboren. Vater Walther, ein Volksschullehrer, starb, als Waltraut fünf Jahre alt war. Mutter Stefanie betrieb im Schloss Schönbrunn ein Restaurant und war angeblich gegen die Pläne der Tochter, Schauspielerin zu werden; erst sollte ein anständiger Beruf erlernt werden. Waltraut Haas besuchte eine Haushaltsschule und wurde Schneiderin. Erst danach nahm sie Schauspielunterricht.
Sie war kaum 20, als sie schon bekannt wurde: Sie spielte im Heimatfilm „Der Hofrat Geiger“ das Mädel Mariandl, neben Paul Hörbiger und Hans Moser, den sie später als „Ersatzvater“ bezeichnen sollte. „In dem auch noch sehr jungen Töchterchen Mariandl wird das Wiener Kinopublikum im Herbst übrigens eine Neuentdeckung des Films kennenlernen: Waltraut Haas“, schrieb die Wiener Tageszeitung Die Weltpresse. „Waltraut Haas … ist ein liebes Wiener Mädel mit Scharm, Temperament und echtem Blondhaar.“ Damit war sie erst mal festgelegt.
In den 1950er- und 60er-Jahren ist ihre Filmografie pickepackevoll: „Hallo Dienstmann“ (wieder mit Hans Moser und Paul Hörbiger), „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (mit Heinz Rühmann) oder „Immer die Radfahrer“ (mit Heinz Erhardt). Danach kehrte sie wieder häufiger ins Theater zurück, wo sie in ihrer Anfangszeit zu Hause gewesen war. Daneben nahm Haas auch Schallplatten auf, etwa „Im Weissen Rössl“ und „Wiener Lieder“. Von 1990 an schrieb sie Märchenbücher.
Waltraut Haas war von 1966 an mit dem Regisseur und Schauspieler Erwin Strahl verheiratet, ihr Sohn ist der Theaterregisseur und Schauspieler Marcus Strahl. Die Familie lebte lange Zeit in einem Haus am Küniglberg im 13. Wiener Bezirk Hietzing, in der Nähe der Rosenhügel-Filmstudios. Haas starb am 23. April 2025 im Alter von 97 Jahren in Wien. „Waltraut Haas war das Mariandl und die Rösslwirtin der Nation“, hieß es in einer Pressemitteilung der Familie, „und wird es für immer bleiben“.