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Stand: 24.09.2025 13:31 Uhr
US-Präsident Trump hat seine Redezeit bei der UN-Vollversammlung deutlich überzogen – und dabei viele Falschbehauptungen aufgestellt. So sprach er mit Blick auf den Klimawandel unter anderem von „Schwindel“ und „Betrug“.
Fast eine Stunde lang hat der US-Präsident Donald Trump bei den Vereinten Nationen in New York City vor Staats- und Regierungschefs aus aller Welt gesprochen – mehr als doppelt so lange, wie eigentlich vorgegeben. In seiner Rede bei der UN-Vollversammlung thematisierte er dabei sowohl innen- als auch außenpolitische Aspekte. Viele seiner getroffenen Aussagen dabei waren falsch oder mindestens irreführend.
Eine der gravierendsten Falschbehauptungen Trumps betraf den Klimawandel. So bezeichnete er den Klimawandel als „den größten Betrug, der jemals an der Welt begangen wurde“. Zudem sprach er von einem „Schwindel mit der globalen Erwärmung“.
Dabei ist es Fakt, dass sich die Erde in den vergangenen Jahrzehnten rasant erwärmt hat. So liegt die globale Durchschnittstemperatur im Vergleich zum Durchschnitt der vorindustriellen Jahre von 1850 bis 1900 um mehr als ein Grad Celsius höher. Im Jahr 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur 1,55 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.
Dass die menschlichen Aktivitäten als Hauptursache für die globale Erwärmung angesehen werden, ist ebenfalls Konsens unter Klimaforschern. Im Synthesebericht des Sechsten IPCC-Sachstandsberichts heißt es etwa wörtlich: „Menschliche Aktivitäten haben eindeutig die globale Erwärmung verursacht, vor allem durch die Emission von Treibhausgasen.“
Ohne den Einfluss von Treibhausgasen, die durch Industrie, Verkehr, Energieerzeugung und Landwirtschaft entstehen, ließen sich die aktuellen Temperaturanstiege nicht erklären, schreibt das Deutsche Klima-Konsortium. „Der Einfluss des Menschen hat die Atmosphäre nahe der Erdoberfläche in einem Maße erwärmt, wie es seit mindestens 2.000 Jahren nicht mehr der Fall war – und das in den letzten 50 Jahren mit einer beispiellosen Geschwindigkeit.“
Zudem kommen laut einer Studie der Cornell University in New York kommen 99,9 Prozent aller Studien, die durch unabhängige Gutachter aus demselben Fachgebiet geprüft wurden, zu dem Ergebnis, dass der Klimawandel menschengemacht ist.
Trump hat keine sieben Kriege beendet
Mit Blick auf seine bisherige Amtszeit sagte Trump, dass er sieben Kriege beendet habe, „in allen Fällen tobten sie mit unzähligen Tausenden Toten“. Zu diesen sieben Kriegen zählten laut Trump die Konflikte zwischen Kambodscha und Thailand, Kosovo und Serbien, Kongo und Ruanda, Pakistan und Indien, Israel und Iran, Ägypten und Äthiopien sowie Armenien und Aserbaidschan. Auch das ist aus mehreren Gründen nicht richtig.
Zunächst einmal handelt es sich bei den von Trump aufgezählten Konflikten nicht bei allen um Kriege. Zwischen Ägypten und Äthiopien gibt es beispielsweise einen jahrelangen, ungelösten Streit über einen äthiopischen Nil-Staudamm an der Grenze zum Sudan. Der Staudamm wurde im September eingeweiht. Ägypten und auch Sudan befürchten einen Wassermangel aufgrund des Staudamms, und sehen dessen Betrieb als Verstoß gegen internationales Recht. Einen Krieg zwischen den beiden Ländern, den Trump hätte beenden können, gab es jedoch nicht. Zudem gibt es auch noch kein Abkommen zwischen den Ländern, eine Lösung ist also noch nicht in Sicht.
Auch zwischen Serbien und dem Kosovo gibt es zwar Spannungen, aber keine militärische Eskalation, die Trump hätte beenden können. Der Konflikt zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda ist derweil trotz unterzeichneter Grundsatzerklärung nicht beendet, es gibt nach wie vor tödliche Gefechte. Die Bedeutung und der Erfolg Trumps bei der Bewältigung der anderen von ihm erwähnten Konflikte sind ebenfalls umstritten. So weisen auch teilweise beteiligte Staaten seine Darstellungen zurück.
London will nicht die Scharia einführen
Trump sprach im Zusammenhang mit der Migrationspolitik in europäischen Ländern von einer „globalistischen Migrationsagenda“ und spielte damit auf die rechtsextreme Verschwörungsideologie vom Großen Bevölkerungsaustausch an. Als Beispiel nannte er unter anderem London und behauptete, der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan von der sozialdemokratischen Labour-Partei würde die Scharia einführen wollen. Das ist falsch und es gibt keine Beweise dafür.
Khan, der als erster Muslim zum Bürgermeister von London gewählt wurde, ist seit Langem Ziel islamfeindlicher Beleidigungen und falscher Anschuldigungen. So kursiert die falsche Behauptung darüber, dass Khan die Scharia einführen wolle, schon seit Jahren – unter anderem auf Grundlage eines erfundenen Zitats. Auf die Äußerungen von Trump sagte ein Sprecher von Khan: „Wir werden seine entsetzlichen und bigotten Äußerungen nicht mit einer Antwort würdigen.“
Keine Rückkehr zur Atomenergie in Deutschland
Auch über Deutschland äußerte sich Trump in seiner Rede. So sagte er, dass die neue Bundesregierung wieder auf fossile Brennstoffe und Atomkraft umgeschwenkt habe. Doch das ist falsch. Deutschland ist im April 2023 aus der Atomenergie ausgestiegen. Auch wenn das Thema seitdem immer wieder diskutiert wurde, ist bislang kein Wiedereinstieg beschlossen worden, auch nicht von der neuen Bundesregierung.
Zwar kündigte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche kürzlich an, die Subventionen für die Energiewende kürzen zu wollen. Sie sagte jedoch, dass die Bundesregierung weiter das Ziel verfolge, bis 2030 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. Derzeit liegt der Stromanteil der erneuerbaren Energien in Deutschland bei knapp 60 Prozent.
UN weisen Vorwürfe zurück
Trump hatte sich zudem darüber beschwert, dass die Vereinten Nationen ihm angeblich Schwierigkeiten bereitet hätten bei seinem Besuch. Der Teleprompter bei seiner Rede habe zunächst nicht funktioniert, zudem sei eine Rolltreppe plötzlich stehen geblieben, als er und seine Ehefrau Melania sie benutzt hätten.
Die Vereinten Nationen wiesen Trumps Darstellung zurück. Der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, sagte, das Weiße Haus habe für die Rede Trumps eigene Ausrüstung mitgebracht: „Der Teleprompter wurde vom Weißen Haus bedient.“
Zur Rolltreppe teilte er mit, ein Kameramann der US-Delegation habe die Ankunft Trumps und seiner Ehefrau dokumentieren wollen, vor ihnen die Rolltreppe betreten und sei rückwärts hochgefahren. Als er oben ankam, hätten Trump und die First Lady die Stufen betreten – und just in dem Moment sei die Rolltreppe stehen geblieben. Eine Untersuchung zeigte nach Angaben des UN-Sprechers im Anschluss, dass ein eingebauter Sicherheitsmechanismus am oberen Ende der Rolltreppe ausgelöst worden war. Der Kameramann habe diese Sicherheitsfunktion womöglich versehentlich ausgelöst, hieß es.