US-Militär in der Karibik Was hat Trump mit Venezuela vor?
Stand: 10.12.2025 14:18 Uhr
Seit Wochen schickt der US-Präsident immer mehr Militär in die Karibik, angeblich gegen Drogenbanden aus Venezuela. Doch auch zu Hause wird die Frage immer lauter: Was will Trump in Venezuela wirklich?
Der US-Militärangriff auf mutmaßliche Drogenschmuggler in der Karibik am 2. September: Nach dem ersten Beschuss treiben zwei Überlebende im Wasser, klammern sich an die Reste ihres Bootes. Nach rund 40 Minuten ein zweiter Angriff, der auch sie tötet.
Dem Sender CNN sagt Margaret Donovan, ehemalige Juristin in der Armee, die Sache sei klar:
Das war eine nicht gerechtfertigte Tötung. Ich zögere, von einem Kriegsverbrechen zu sprechen, denn wir sind nicht im Krieg oder in einem bewaffneten Konflikt. Für mich ist das einfach Mord nach Bundesrecht.“
Politiker der Demokraten erhöhen von Tag zu Tag den Druck auf die Regierung, mit der Absicht, Verteidigungsminister Pete Hegseth zu Fall zu bringen. Und auch Republikaner äußern sich kritisch.
Militärpräsenz „ermöglicht praktisch alles“
In Washington wird jetzt immer häufiger die Frage laut: Was will Präsident Donald Trump in Venezuela eigentlich erreichen, was ist sein strategisches Ziel? Roxanna Vigil von der Denkfabrik Council on Foreign Relations Denkfabrik glaubt, das erklärte Ziel – ein Einsatz gegen Drogenschmuggel – passe nicht zur Größe des dortigen derzeitigen US-Militäreinsatzes. „In der Karibik ist unter anderem unser größter Flugzeugträger beteiligt. Das signalisiert, dass es eigentlich um etwas anderes geht“, sagt sie.
Was die US-Armee an Personal und Waffensystemen vor Venezuelas Küste zusammengezogen hat, sei enorm und ermögliche praktisch alles, bis auf einen Einmarsch mit anschließender Besetzung, sagt Juan Cole im Podcast des Forschungsinstitutes CSIS. Er arbeitete in Trumps erster Amtszeit im Nationalen Sicherheitsrat.
„Im besten Fall erleben wir den Sturz eines Diktators und Narkoterroristen namens Nicolás Maduro“, sagt Cole. „Präsident Trump hatte kürzlich ein Gespräch mit ihm und sagte ihm: ‚Sie müssen gehen!‘ Aber wie alle Diktatoren zögert auch Maduro und trifft jetzt wohl die falsche Wahl.“
Weiterhin Gespräche zwischen Washington und Caracas
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro steht an der Spitze einer sozialistischen Herrschaft. Jeder Vierte hat das Land verlassen, auf der Flucht vor politischer Verfolgung und wirtschaftlichem Elend. Teile der Führungsclique sind in den Drogenhandel verstrickt.
Aus Coles Sicht macht der US-Militäreinsatz baldige Angriffe auf Ziele in Venezuela fast schon unausweichlich: „Eine enorme Militärpräsenz – das bedeutet einen riesigen Druck auf diejenigen in der US-Regierung, die gegen das Regime in Venezuela eine Entscheidung herbeiführen wollen. Denn sie wissen: Sie bekommen dafür nur einen Versuch.“
Aber die Kontakte zwischen Washington und Caracas sind nicht abgerissen. Und Trump schwankt zwischen martialischer Rhetorik und dem Wunsch nach einer friedlichen Lösung. Er scheint zu sehen, dass ein US-Angriff die Region destabilisieren und weitere Flüchtlingsbewegungen auslösen könnte.
„Dass Präsident Trump öffentlich signalisiert, zu Verhandlungen mit Maduro bereit zu sein, um nach einem Ausweg zu suchen, ist sehr gut“, meint die Venezuela-Expertin Vigil. Sie rät dazu, Maduro nicht öffentlich zu erniedrigen und geheim mit ihm zu verhandeln. Das sei Erfolg versprechender als ein Militärschlag.








