Das sicherste Gold der WM? Hürden-Star Femke Bol – die Konkurrenzlose
Stand: 17.09.2025 15:54 Uhr
Femke Bol gehört zu den großen Stars der Leichtathletik, alles andere als WM-Gold mit großem Vorsprung wäre eine Überraschung. Das liegt auch an der fehlenden Konkurrenz über 400 Meter Hürden.
Der ganz große Sprung zum Weltruhm begann bei ihr mit einem Sturz. Als Femke Bol bei der WM 2023 in Budapest als Schlussläuferin der niederländischen 4×400-Meter-Mixed-Staffel kurz vor der Ziellinie zu Fall kam, den Stab verlor und wenige Meter vor der Goldmedaille disqualifiziert wurde, war sie schon die tragische Heldin der Wettbewerbe. Es hätte ein traumatisches Erlebnis sein können, aber Bol hat gezeigt, dass sie ein echter Champion ist.
Femke Bol stürzte bei der WM 2023 in der Mixed-Staffel tragisch.
Nach dem tiefen Fall kam Bols Sternstunde
Im Einzelrennen über 400 Meter Hürden gewann die Niederländerin einige Tage später Gold, noch eindrucksvoller war aber, wie sie ihrer Heimat bei der 4×400-Meter-Staffel den Sieg bescherte. Bol ging als Dritte in die Schlussrunde, hatte 70 Meter vor dem Ziel noch zehn Meter Rückstand – und zündete dann einen unglaublichen Turbo, der der Leichtathletik eines ihrer beeindruckendsten Finishs bescherte. Bol flog zu Gold und machte vergessen, was ihr zum Auftakt der WM passiert war.
Große Stars brauchen oft auch ihre Tiefpunkte, um zu diesem Status zu gelangen, es ist in den seltensten Fällen der gerade Weg nach oben. Bol hatte diesen Moment vor etwa zwei Jahren und sie ist seitdem eines der Gesichter der Sportart. Seit diesem Event hat die heute 25-Jährige nur ein Rennen über 400 Meter Hürden verloren – es war aber ausgerechnet das größte ihrer Karriere bei den Olympischen Spielen 2024. Da war sie gegen die Weltrekordzeit von Sydney McLaughlin-Levrone (50,37 Sekunden) schlichtweg chancenlos.
McLaughlin-Levrone macht Bol die Bahn frei
Fernab des Paris-Rennens gab es seit ihrem Einzelgold in Budapest 18 Finalsiege in Serie. Das liegt aber auch daran, dass mit McLauglin-Levrone ihre einzige Konkurrentin die Disziplin verlassen hat und sich auf die 400 Meter „flach“ konzentriert. In Tokio ist der Amerikanerin im Halbfinale trotz Auslaufens eine beeindruckende Zeit von 48,29 Sekunden gelungen, sie ist die Topfavoritin im Finale – wie Bol über 400 Meter Hürden, weil McLaughlin-Levrone ihr die Bühne überlassen hat.
Femke Bol war bei Olympia 2024 chancenlos gegen Sydney McLaughlin-Levrone.
Neben dem Sieg mit Weltrekord von Armand Duplantis im Stabhochsprung gilt das Bol-Gold als das sicherste bei der WM. Acht Rennen ist sie in dieser Saison bisher gelaufen und hat dabei acht der zehn besten Zeiten in dieser Saison hingelegt – wobei eine dieser Zeiten McLaughlin-Levrone gehört, die zwischenzeitlich mal einen einmaligen Ausflug auf die Hürdenstrecke gewagt hatte. In die Top 10 hat es sonst nur Savannah Sunderland (Kanada) auf Rang acht geschafft – und die ist in Tokio schon in den Vorläufen ausgeschieden.
Hürden-Star Bol: „Nichts ist verpflichtend“
Doch Bol will die Situation nicht unterschätzen. „Nichts ist verpflichtend. Wenn ich etwas tun muss, dann ist es, ein sehr gutes Rennen zu laufen. Das ist alles, was ich tun kann. Jetzt geht es erst einmal ins Halbfinale, da muss ich durckkommen und dann schauen wir uns das Finale an“, sagte sie nach ihrem Vorlauf. Die kleine Halbfinal-Hürde hat Bol mittlerweile genommen, in 52,31 Sekunden qualifizierte sie sich als Schnellste für den Endlauf am Freitag (14.27 Uhr, im Livestream bei sportschau.de).
Was dort passiert, ist ziemlich erwartbar. Alle gehen davon aus, dass Bol mit ordentlichem Vorsprung Gold holen wird, aber anders als Duplantis nicht in die Region des Weltrekords kommen wird. Ihre persönliche Bestzeit (50,95 Sekunden) liegt 0,58 Sekunden über der Bestmarke, in diesem Jahr schaffte sie bisher „nur“ 51,91 Sekunden. Zumindest für Gold muss die Konkurrenzlose aller Voraussicht nach aber auch nicht schneller laufen.