Stand: 19.11.2025 06:39 Uhr
Kein Social Media und Zurückhaltung bei Interviews: AfD-Chefin Weidel hatte dem Abgeordneten Kotré strenge Regeln für seine Russland-Reise auferlegt. Doch es kam anders. Wird das Konsequenzen haben?
Die Videoqualität ist schlecht, das Englisch holprig, der Beifall am Ende höflich im russischen Sotschi. Gesprochen hat gerade Steffen Kotré, der für die AfD im Bundestag sitzt und kein Geheimnis daraus macht, wie er zu Russland steht. Von Sanktionen hält er nichts. Deutschland, so sagt er in seiner Rede, zerstöre den eigenen Wohlstand, weil es so dumm sei, auf russisches Öl und Gas zu verzichten. Als Patriot tue ihm weh, das sagen zu müssen. Aber es sei nötig.
Die Bilder aus Sotschi sind in Deutschland angekommen, werden in den Sozialen Netzwerken geteilt und es stellt sich die Frage: Was wird die Parteichefin denken, wenn sie das sieht? Denn es ist erst wenige Tage her, da hat Alice Weidel ziemlich deutlich gemacht, wie verärgert sie ist. „Ich kann nicht verstehen, was man da eigentlich soll“, so Weidel in einer Pressekonferenz.
Das sagte Alice Weidel kurz vor der Abreise des Parteifreundes und gab ihm später noch strenge Regeln mit auf den Weg: kein Social Media, keine Fotos mit russischen Politikern und Zurückhaltung bei Interviews. Zu überhören war das ganz sicher nicht.
Kotré sieht Russland nicht als Gefahr
Doch Steffen Kotré steht nicht nur auf der Bühne in Sotschi, er gibt in Russland auch Interviews und sagt, er könne die ganze Aufregung nicht verstehen. Er gucke ungläubig darauf, „dass eine Reise von Politikern so hohe Wellen schlägt. Als hätten wir keine anderen Probleme in Deutschland.“
Kotré spricht mit einer staatlichen russischen Nachrichtenagentur und macht klar: Russland ist für ihn ganz offensichtlich keine Gefahr. „Deutsche Waffen töten in der Ukraine Russen, aber keine russischen Waffen Deutsche. Also das ist nicht unser Krieg.“
Wird es Konsequenzen geben?
Kotré meldet sich auf eine Anfrage des ARD-Hauptstadtstudios nicht zurück. Seine Parteichefin Weidel hat noch nicht offiziell reagiert. Ihr Sprecher schreibt, ein generelles Interviewverbot sei ihm nicht bekannt. Sollte es zu Verstößen gekommen sein, werde sich der Fraktionsvorstand damit beschäftigen. Dann ist die Frage: Folgt Weidel ihrer klaren Ansage: Wer sich nicht an die Regeln halte, so Weidel vergangene Woche, „wird die Konsequenzen tragen. Und das wird hochgehen bis zum Parteiausschluss.“
Weidel hat ihren Ärger nicht zurückgehalten. Grund ist auch, dass der AfD zuletzt immer lauter vorgeworfen wurde, sie stehe zu sehr an der Seite Russlands. Eine Aussage ihres Co-Parteichefs Tino Chrupalla, Putin habe ihm nichts getan, wird die Laune von Weidel ganz sicher nicht gebessert haben. Der Zwist war so offensichtlich, dass Weidel und Chrupalla eine gemeinsame Erklärung herausgaben mit der Botschaft, sie wollten auch in Zukunft gemeinsam die Partei führen.
Rothfuß verzichtete auf Reise
Ein Bundestagsabgeordneter, der auch nach Russland fahren wollte, ist Rainer Rothfuß. Er ist zu Hause geblieben – aus freien Stücken, sagt er. Das ist ihm wichtig. Rothfuß war allerdings schon mal in Russland. Tauchte dann bei Social Media im Bademantel vor einer Saunalandschaft auf. Traumhaft sei es in Russland, „das unter den Sanktionen ächzt“.
Rothfuß war es auch, der die Idee hatte, in Sotschi Dmitri Medwedew zu treffen. Der war früher einmal russischer Präsident und hatte Deutschland schon mit Raketenangriffen auf Bundestag und Kanzleramt gedroht.
Rothfuß hat nun die Reise von zu Hause verfolgt und dann ein Video gepostet. Von eben diesem Dmitri Medwedew, der es sich nicht nehmen lässt, über die AfD zu sprechen. Die sei in Deutschland im Grunde genommen für illegal erklärt worden, die Bundesregierung habe sich aus Angst vor der AfD „in die Hose gemacht“.
Weidel hatte sich Zurückhaltung gewünscht. Es kam ganz offensichtlich anders. Die AfD-Fraktion und der außenpolitische Sprecher teilen mit, die Reise werde jetzt nachträglich geprüft.









