Nach zahlreichen Vorfällen Drohnenabwehrzentrum in Berlin eröffnet
Stand: 17.12.2025 19:33 Uhr
Bund und Länder bündeln ihre Kräfte zur Drohnenabwehr in einer gemeinsamen Einrichtung in Berlin. In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Vorfällen mit Drohnen über sicherheitsrelevanter Infrastruktur.
Im Kampf gegen hybride Kriegsführung hat Bundesinnenminister Alexander Dobrindt in Berlin das Gemeinsame Drohnenabwehrzentrum (GDAZ) eröffnet. Das Zentrum soll nach Angaben seines CSU geführten Ministeriums rund um die Uhr in Betrieb sein. Es sei darauf ausgelegt, „kurzfristig und koordiniert auf Gefährdungen der Sicherheitslage zu reagieren“.
In den vergangenen Monaten hatte es in Deutschland sowie in anderen europäischen Staaten immer wieder Vorfälle mit unidentifizierten Drohnen über Flughäfen, Militäreinrichtungen, Energieversorgern sowie sensiblen Industriebetrieben gegeben. Die Sicherheitsbehörden vermuten in vielen Fällen Russland hinter den Überflügen.
Nachrichtendienste und Bundeswehr im Einsatz
In dem neuen Zentrum, das bei der Bundespolizei angesiedelt ist, sollen Vertreter der Sicherheitsbehörden, des Bundeskriminalamts, der Bundeswehr und der Nachrichtendienste Informationen austauschen und „Einsatzmaßnahmen koordinieren“, wie der Leiter der Bundespolizeidirektion 11, Olaf Lindner, erklärt. Organisatorisches Vorbild ist das Gemeinsame Terrorabwehrzentrum, in dem sich Polizei, Nachrichtendienste und andere relevante Behörden zu aktuellen Risikofällen im Bereich islamistischer Terrorismus austauschen.
Anfang des Monats hatte Dobrindt die neue Einheit der Bundespolizei für die Drohnenabwehr in Dienst gestellt. Sie wird an Flughäfen, in der Hauptstadt mit dem Gemeinsamen Drohnenabwehrzentrum und bundesweit in der Nähe sicherheitsrelevanter Objekte stationiert, um möglichst rasch am Einsatzort sein zu können. Laut Bundesinnenministerium soll die neue Einheit rasch auf 130 Spezialkräfte anwachsen. Sie soll unter anderem KI-gestützte Störsysteme und automatische Abfangdrohnen einsetzen.
Handlungsfähigkeit zeigen mit oder ohne Gesetz
Die Zuständigkeit für Drohnenerkennung und -bekämpfung ist bislang in Deutschland zersplittert. Verantwortlich sind einerseits die Bundesländer, die aber kaum Mittel zur Bekämpfung haben. Auch die Bundespolizei ist mit dem Thema befasst, eigentlich aber nur an Flughäfen oder Bahnhöfen. Sie soll künftig die Länder unterstützen. Die Bundeswehr wiederum hat eigene Einheiten, um ihre Anlagen zu sichern. Sie soll künftig aber erweiterte Kompetenzen bekommen.
Um den Einsatz der Bundeswehr gegen solche hybriden Bedrohungen im Inland rechtlich abzusichern, hat das Kabinett eine Reform des Luftsicherheitsgesetzes beschlossen, das sich aktuell im parlamentarischen Verfahren befindet. Dabei geht es einerseits darum, unter welchen Voraussetzungen die Bundeswehr hier Amtshilfe für die Polizei leisten kann. Außerdem soll die Möglichkeit geschaffen werden, Drohnen nicht nur abzulenken, sondern auch vom Himmel zu holen.
„Wir machen das jetzt einfach“ und warte nicht ab, bis neue Gesetze beschlossen seien, erklärte Bayerns Innenminister, Joachim Herrmann von der CSU bei der Einweihung in Berlin. Die Bürger erwarten in der jetzigen Situation zu Recht, „dass wir keine Zuständigkeitsdiskussion führen“. Denn die Entwicklung sei rasant. Drei Jahre alte Drohnen seien heute bereits technisch völlig überholt. Es gehe jetzt darum, nach innen und außen zu zeigen, „dass wir handlungsfähig sind“.
Hamburgs Innensenator Andy Grohe (SPD) erklärte, die Zusammenarbeit werde die Sicherheit erhöhen. In Hamburg sei man im Bereich der Drohnenabwehr bereits stark aufgestellt, etwa bei der Sicherung des Hafens in Zusammenarbeit mit Technologieführern wie dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) verwies auf die hohe Dichte an kritischer Infrastruktur in der Hauptstadt. Auf Landesebene habe man sich bereits im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2024 verstärkt mit der Drohnenabwehr befasst.
Die Spannungen zwischen den EU- und NATO-Mitgliedstaaten und Russland sind seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor fast vier Jahren extrem hoch. Die Rede ist inzwischen vielfach von einer hybriden Kriegsführung Russlands mit dem Ziel einer Destabilisierung.










