Nach Debatte über Interessenkonflikt Weimer trennt sich von Verlagsanteilen
Stand: 20.11.2025 13:57 Uhr
Kulturstaatsminister Weimer stand wegen möglicher Vermischung von politischen und privatwirtschaftlichen Interessen zunehmend unter Druck. Nun zieht er Konsequenzen und gibt für die Dauer seiner Amtszeit seine Firmenanteile ab.
Zuletzt hatte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer Vorwürfe einer Einflussnahme auf politische Entscheidungsträger durch den Verlag Weimer Media Group (WMG) zurückgewiesen – und juristische Konsequenzen angekündigt. Jetzt trennt sich Weimer trotzdem von seinen Anteilen an dem Unternehmen.
Weimer übergebe für die Dauer seiner Amtszeit seine Anteile an der WMG treuhänderisch und verzichte auch weiterhin auf jegliche Gewinnausschüttung, heißt es in einer persönlichen Stellungnahme. Dieser Verzicht gelte bereits für das aktuelle Geschäftsjahr. Bis zum Jahresende solle die Übergabe an den Treuhänder vollständig vollzogen sein. „Ich vollziehe diese Trennung allein, um jeglichen Anschein eines Interessenkonflikts zu vermeiden, der indes tatsächlich nie bestanden hat“, so Weimer in der Stellungnahme. Zuerst hatte die Bild darüber berichtet.
Vorwürfe eines Interessenkonflikts
Weimer ist als Staatsminister auch für Medienpolitik zuständig. Er hatte zwar mit Eintritt in die Bundesregierung im Frühjahr seine Stimmrechte im Unternehmen abgegeben, behielt jedoch zusammen mit seiner Frau die Unternehmensanteile. Sein Sohn wirkt weiter als Verkaufsdirektor der WMG. Vor seinem Eintritt in die Bundesregierung war er als Medienunternehmer und Journalist tätig. Unter anderem gründete er das konservative Magazin „Cicero“.
Aus der Opposition im Bundestag wurden zuletzt Fragen laut, ob die Aufgaben seines politischen Amts sauber von seinen eigenen Geschäftsinteressen getrennt sind. Hintergrund sind Berichte, laut denen Teilnehmende des von dem Unternehmen am bayerischen Tegernsee ausgerichteten Ludwig-Erhard-Gipfels gegen Zahlung von 80.000 Euro „Einfluss auf politische Entscheidungsträger“ nehmen könnten.
Umstrittene Veranstaltung als Auslöser
Der Ludwig-Ehrhard-Gipfel fand 2014 erstmals statt, die nächste Runde ist vom 28. bis 30. April 2026 geplant. Schirmherr ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der der von der Bayerischen Staatsregierung finanziell unterstützen Veranstaltung attestiert, sie könnte „auf Dauer ein bayerisches Davos“ werden.
In mehreren Medienberichten war Weimer wegen seiner weiter bestehenden Teilhaberschaft an der WMG kritisiert worden. Gestern sprach Weimer in der Welt noch von „orchestrierten Kampagnen“ vor allem rechtspopulistischer Medien. Er habe den Medienanwalt Christian Schertz beauftragt gegen diese „nicht zutreffende Behauptungen“ vorzugehen.
Weimer weist Vorwürfe zurück
Zum Vorwurf hoher Teilnahmegebühren beim Ludwig-Erhard-Gipfel sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Mein früherer Verlag hat Kongresse und Gipfeltreffen organisiert wie alle anderen größeren Verlagsgruppen auch. Ticketverkäufe und Teilnahmepakete sind dabei völlig normal und legitim.“
Weimer wies gegenüber der Welt darauf hin, dass er selbst sich vollständig aus der Weimer Media Group zurückgezogen habe. Auch an der Durchführung von Veranstaltungen wie dem Ludwig-Erhard-Gipfel sei der Staatsminister „nicht mehr beteiligt“ und werde daran auch nicht mehr teilnehmen, ließ er über seinen Anwalt mitteilen.










